Wie du isst, ist wer du bist

Also, gefressen habe ich den Knigge ja nun auch nicht, aber grundlegende kulinarische Benimmregeln sollten doch den meisten geläufig sein.

Doch weit gefehlt! 
Bekannt scheint lediglich das mehr oder weniger aufrechte Sitzen am Tisch (wobei...da gibt es ja auch durchaus Interpretationsspielraum, was genau "aufrecht" bedeutet) - der Rest? Glückssache.

Und ich rede hier nicht von der Tatsache, dass es noch gar nicht so lange her ist, als Kartoffeln noch nicht mit dem Messer in Stücke geteilt werden durften - ich rede zum Beispiel vom souveränen Umgang mit Messer und Gabel: 
Jedes Besteckteil in der richtigen Hand und vor allem zur gleichen Zeit zu führen.
Würden solche Basics beherzigt werden, würden sich viel weniger abgelegte Ellbogen auf unsere Tische verirren.

Ich rede von Mündern, die beim Kauen besser geschlossen blieben und lieber nicht zum Sprechen in dieser Zeit missbraucht werden sollten.
Oder von Servietten, die nicht nur als stumme Zeugen am linken Rand des Tellers liegen bleiben, anstatt im aktiven Einsatz auf dem Schoss Gebrauch finden.

Umschön sind natürlich auch wild in der Luft gestikulierende Messer und/ oder Gabeln - teilweise geführt wie bei einem Duell.

Auch scheinen die Besteck-Griffe noch ungewohnt lang gegenüber den wahrscheinlich noch vor kurzem geführten kurzen Kinderbesteck zu sein. 
Wieso sind sonst die Finger teilweise direkt an des Messers Schneide (der Wortwitz lag nahe, den konnte ich mir jetzt nicht verkneifen) oder dem Zinken der Gabel.

In Kombination mit den Fehlgriffen wird dann auch gerne die Schaufelstellung am Tisch eingenommen: Als Basisversion mit dem abgelegten Ellbogen, in der fortgeschrittenen Variante mit beidhändig geführtem Besteck - aber, eben mit festem Faustgriff den Besteck-Griff umklammernd und mit weit ausholender Geste fast frontal in den Mund geführt (oder eben geschaufelt).

In diesem Sinne: Mahlzeit!